Neue Rheinquerung im Mittelrheintal

Loreley: Streit um Brückenbau
VON LOTHAR SCHRÖDER UND GERHARD VOOGT – zuletzt aktualisiert: 12.02.2008

Mainz/Düsseldorf (RP). Im Mittelrheintal soll eine leistungsfähige Rheinquerung gebaut werden. Eine Gefahr für den Welterbe-Status? Gestern informierten sich Unesco-Gutachter in Sankt Goar über die Planungen.

Die Planung für die Brücke soll bis zum Jahr 2011 abgeschlossen sein, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Mainz unserer Zeitung. Derzeit werden drei Brücken-Varianten sowie eine Tunnellösung geprüft. Die Querung soll für eine Kapazität von bis zu 7200 Fahrzeugen pro Tag konzipiert werden. „Viele Gemeinden leiden wegen der ungünstigen Verkehrsverbindungen unter Bevölkerungsrückgang, so der Sprecher. „Auf diese Weise könnten die Strukturprobleme der Region gelöst werden.“ Immerhin sind in der Region fast 100 Rheinkilometer brückenfrei. Und die Fähren im Mittelrheintal stellen nachts den Verkehr ein.

Zwei Gutachter der Unesco, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen, informierten sich gestern in Sankt Goar über die Pläne. Im Juli soll dann entschieden werden, ob das Projekt den Welterbe-Titel gefährdet. Der Status, so hieß es in Mainz, solle auf keinen Fall in Gefahr gebracht werden. Eine Tunnellösung wäre mit geschätzten Baukosten von 80 Millionen Euro doppelt so teuer wie die Brückenvarianten.

Umweltschützer und Konservatoren kritisierten die Pläne. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Rheinland-Pfalz nannte das Projekt „absurd“. Es sei sinnvoller, die geplanten Ausgaben für eine Querung in den Ausbau des Fährverkehrs zu investieren. Diese Ansicht vertritt mit Nachdruck auch Professor Michael Petzet, Berater der Unesco und Präsident des Internationalen Rates für Denkmalpflege. Nach seinen Worten passt der Fährdienst ausgesprochen gut zum Mittelrheintal.

Dagegen sei jeder Brückenbau ein Bruch mit der Gesamterscheinung der Landschaft. Zudem sei eine Rheinquerung in welcher Form auch immer aus wirtschaftlichen Gründen kaum zu rechtfertigen. Auch ein Tunnel sei keine Lösung, sagte Petzet gestern unserer Zeitung. Denn die landschaftlichen Eingriffe, die für die Zu- und Abfahrten nötig werden, seien einfach zu groß.

Bei aller Kritik lobte der Unesco-Berater aber die Informationspolitik der Landesregierung, die sehr früh die Denkmalpfleger in die Brückenpläne eingeweiht habe. Erste Pläne zum Bau an dieser Stelle existierten bereits vor der Verleihung des Welterbe-Titels.

Quelle: www.rp-online.de

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