Das Loreleyplateau wird nach den Plänen eines international ausgeschriebenen Ideen- und Realisierungswettbewerbs umgestaltet. Der Ausschreibungstext des Planungsverbands Loreley stellte im Jahr 2011 dazu hohe Anforderungen an Natur- und Denkmalschutz. Die weit über die nationalen Grenzen hinausgehende Strahlungskraft des Loreleyplateaus zu erhalten und zu stärken war Wettbewerbsziel. Die Menschen aus aller Welt sollten den Spuren der Kulturgeschichte nachgehen, dem Mythos der Loreley nachspüren oder einfach das Naturerlebnis genießen. Keine künstliche Überformung des Plateaus forderte die Ausschreibung, ebenso wie die Vermeidung eines durch Baukörper geprägten Raums.
Die Bürgerinitiative Rheinpassagen und die Regionalberberbände Rhein-Lahn von BUND und NABU hatten gemeinsam zu einem ersten Sonntagsspaziergang auf dem Loreleyplateau aufgerufen. Gemeinsam sollten die Teilnehmer feststellen, ob die in der Ausschreibung genannten Zielvorgaben auch wirklich eingehalten wurden, oder wo in besonderem Maße davon abgewichen wurde.
Klaus Thomas, Sprecher der BI Rheinpassagen führte vom Besucherzentrum über den „Strahlenweg“ zum Hotelbauplatz. An den markanten Punkten stoppten die Teilnehmer, verglichen auf mitgeführten Bildern die Veränderungen und Eingriffe in die Natur.
Der vermutlich für den Schwerlastverkehr ausgelegte „Strahlenweg“, die „Berliner Mauer vor dem ehemaligen Turnerheim und die Zerstörung des Felsens als künstliche Schlucht waren besonders harscher Kritik ausgesetzt. Von Natur keine Spur, Beton hat mit Natur nichts zu tun, war ein erstes Fazit. Der Mythenraum soll zudem mit einer riesigen Lichtkuppel, einem„Kristall“ aufgestockt werden. Als Begründung führt der Planungsverband an, dass der Felsen zwar am Tag eine große Anziehungskraft aus dem Tal hat, aber nicht in der Dunkelheit.
Das zeigt die große Diskrepanz zwischen Bauplanung und –ausführung. Per Gutachten hatte ICOMOS festlegen lassen, dass Baukörper auf dem Plateau von Rheintal aus nicht gesehen werden dürfen. Mit diesem Lichtaufsatz wird aber vom Bauherrn gefordert, die Bauteile bei Tag und Nacht von allen Stellen im Rheintal zu sehen. Auch der Naturschutz ist bisher nicht eingebunden. Der Planungsverband fordert zwar, dass aus Gründen des Vogelschutzes eine enge Abstimmung mit dem Naturschutz „denkbar und wünschenswert“ sei. Von deren Einbindung ist aber bisher nichts bekannt.
Der Sonntagsspaziergang in die „Natur“ endete vor dem Baugrundstück des Hotelinvestors. Für den Bau eines Hotels war 2011 ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben worden. Auf der Basis dieses Siegerentwurfs wurde ein Bebauungsplan rechtskräftig, obwohl dort nun ein völlig anders gestaltetes Hotel- und Feriendorf vorgesehen ist. Der Investor entfernte inzwischen den überwiegenden Teil der kerngesunden Bäume auf seinem Grundstück. Die Maßnahme wird begründet mit dem rechtskräftigen Bebauungsplan und dem Hinweis, dass ja Nistkästen aufgehängt wurden.: Erst den Vögeln den Lebensraum nehmen, um dann Nistkästen aufzuhängen, das empfindet Klaus Thomas von der BI Rheinpassagen als zynisch.
Die BI Rheinpassagen hat sich deshalb an die Landesumweltministerin gewandt mit der Bitte, die von der BI verlangte Wiederaufforstung zu unterstützen. Zum Anschreiben » Von dort ist Hilfe aber nicht zu erwarten. Zum Antwortschreiben »
Das Fazit des Sonntagsspaziergangs: Dem Mythos Loreley ist nachgegangen worden, gefunden ist er nicht. Viel zu unübersehbar sind die Eingriffe in die Natur. Zu fordern ist eine Absage an weitere Eingriffe in die Natur. Die Renaturierung des ehemaligen Campingplatzes muss unbedingt kurzfristig erfolgen –auch wenn politische Unterstützung nicht zu erkennen ist. Ein zweiter Sonntagsspaziergang ist geplant. Die Bevölkerung ist heute schon zur Teilnahme aufgerufen.
Klaus Thomas