Geplante Mittelrhein-Brücke kommt wahrscheinlich erst viel später

(dpa). Der geplante Bau der Mittelrheinbrücke im Loreley-Tal droht sich erheblich zu verzögern. Um den Titel Welterbe nicht zu riskieren, will Rheinland-Pfalz die Rheinquerung nur mit Zustimmung der Unesco bauen. Die Beschlussempfehlung für die diesjährige Sitzung des Welterbekomitees vom 22. bis 30. Juni in Sevilla sieht aber vor, die Entscheidung über das Bauwerk auf das kommende Jahr zu vertagen. „Es ist davon auszugehen, dass dieses Jahr nicht mehr darüber entschieden wird“, sagte der Sprecher der deutschen Unesco-Kommission, Dieter Offenhäußer, am Donnerstag in Bonn. Grund sei, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung nur die Kurzfassung eines Umweltgutachtens eingereicht habe.

Die Landesregierung kritisierte die Beschlussempfehlung für die Komitee-Sitzung und forderte eine Korrektur. Im März seien die geforderten Unterlagen in einer übersetzten Kurzfassung an die Unesco geliefert worden, erklärte der Welterbebeauftragte des Landes, Kulturstaatssekretär Joachim Hofmann-Göttig (SPD). Dabei habe man auch angeboten, eine Langfassung zu liefern. „Von diesem Angebot hat die Unesco nicht Gebrauch gemacht“, sagte Hofmann-Göttig. Das 250 bis 300 Seiten umfassende Gutachten gleich in einer übersetzten Langfassung vorzulegen, habe man als nicht notwendig erachtet. Es wäre außerdem ein „Mordsaufwand“ gewesen.

Umweltschützer gegen 40-Millionen-Euro-Projekt

Auf einem etwa 80 Kilometer langen Rheinabschnitt zwischen Koblenz und Mainz fehlt bislang eine Brücke oder ein Tunnel. Die Landesregierung sieht für den Bau einer Querung eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Umweltschützer sind gegen das etwa 40 Millionen Euro teure Projekt. Das Mittelrheintal gehört seit 2002 zum Welterbe. Ein irisches Team hatte im April den Architekten-Wettbewerb für die geplante Rheinbrücke gewonnen. Der Siegerentwurf sollte eigentlich in Sevilla der Unesco vorgestellt werden.

In der Beschlussempfehlung für die Komitee-Sitzung wird nun eine Frist bis zum 1. Februar 2010 vorgeschlagen. Bis dahin soll die Langfassung des Gutachtens vorliegen. Erst bei der darauffolgenden Sitzung des Welterbekomitees, wahrscheinlich im Juni oder Juli, könnte dann darüber entschieden werden.

Kritik von Grünen an Minister Hering

Die rheinland-pfälzischen Grünen sprachen von einer „peinlichen Ohrfeige“ für Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD). „Die Unesco lässt sich nicht mit Kurzfassungen blenden, abspeisen oder täuschen. Alle Informationen müssen auf den Tisch“, forderte Landesvorstandssprecherin Eveline Lemke einer Mitteilung zufolge. Das Wirtschaftsministerium in Mainz betonte, noch sei die Entscheidung über die Brücke nicht vertagt. „Festzuhalten ist, dass die Landesregierung weiterhin daran arbeitet, dass es noch in diesem Jahr zu einer Entscheidung in Sachen Rheinquerung kommt.“

Quelle: Allgemeine Zeitung

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