Eine Seilbahn für vier Jahre

Von Bert Gerhards

Zur Bundesgartenschau 2011 bringt eine Kabinenseilbahn bis zu 3500 Besucher pro Stunde nach Ehrenbreitstein. Die Unesco, die über das Weltkulturerbe Mittelrheintal wacht, lässt die Verbindung über den Rhein jedoch nur bis 2014 zu.

KOBLENZ – Mit einer spektakulären Touristenattraktion wird die Stadt Koblenz zu ihrer Bundesgartenschau im Jahr 2011 aufwarten: mit einer Kabinenseilbahn, quer über den Rhein hinauf zur Festung Ehrenbreitstein. Die Stadt Koblenz und die Doppelmayr Seilbahnen GmbH als Bauherrin und Betreiberin der Bahn haben die entsprechenden Verträge in dieser Woche unterzeichnet. Mit dem Bau wird bereits in Kürze begonnen.

Spektakulär an diesem Vorhaben ist vor allem die Aussicht über Rhein, Moselmündung und Stadt hinweg, die die Benutzer der Kabinenseilbahn genießen werden. Vom Konrad-Adenauer-Ufer nahe dem Deutschen Eck in Koblenz geht die Fahrt quer über den Rhein hinauf zum 120 Meter höher gelegenen Plateau der Festung Ehrenbreitstein. Dort oben wird, zusätzlich zu den beiden Kernbereichen in der Innenstadt, am Kurfürstlichen Schloss und dem Blumenhof, ein dritter Spielort der Bundesgartenschau sein. Bis zu 50.000 Besucher werden an Spitzentagen erwartet, was erhebliche Anforderungen an die Transportmittel stellt.

Strenge Schutzauflagen der Unesco

Koblenz hat eine Ökobilanz aufgestellt, in der ein ebenfalls vorgesehener Bus-Pendelverkehr als eindeutiger Verlierer ausgewiesen wird. Täglich tausend Fahrten mit 50 Gelenkbussen, die sich im 90-Sekunden-Takt durch die Gassen von Ehrenbreitstein quälen müssten, wären die Alternative zur Seilbahn. Unvorstellbar, befanden die Verantwortlichen. Doch stehen einer Seilbahn die strengen Schutzauflagen der Unesco für ihr „Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal“ entgegen. Wie unnachgiebig die Kulturbehörde der Vereinten Nationen in ihrem Schutzbestreben ist, haben die Pläne für die Waldschlösschenbrücke in Dresden und Hochhäuser in Köln nachhaltig gezeigt.

Die Koblenzer meisterten aber auch dieses Problem, in diesem Fall mit Hilfe der Landesregierung von Rheinland-Pfalz, maßgeblich deren Kulturstaatssekretär Joachim Hofmann-Göttig. Der von ihm gefundene Kompromiss lautet: Die Seilbahn darf gebaut und betrieben werden, muss nach drei Jahren, also 2014, aber wieder verschwinden. So wird der Anblick des Weltkulturerbes nur relativ kurzfristig und vorübergehend beeinträchtigt.

In einem mehrstufigen Vergabeverfahren wurde für dieses Projekt einer Seilbahn auf Zeit der richtige Partner gefunden. Die Firma Doppelmayr aus dem österreichischen Wolfurt bei Bregenz gehört zu den Weltmarktführern in Sachen Seilbahnen. Sie wird die Bahn bauen und betreiben.

Einige Pendelbusse fahren dennoch

Das ist kein kleines Projekt: An 850 Meter langen, freitragend über den Rhein gespannten Seilen gleiten insgesamt 18 Kabinen entlang, die jeweils 35 Personen Platz bieten – und eine tolle Aussicht. Denn um den Blick ins Oberere Mittelrheintal so richtig zu präsentieren, werden die Sitzplätze zu den Fensterfronten der Kabinen hin angeordnet sein; eine Kabine soll sogar mit einem Glasboden ausgestattet sein. Insgesamt wird die Seilbahn in der Lage sein, pro Stunde und Richtung 3500 Personen zu befördern. Da es manchen Menschen aber ganz persönlich ein Graus ist, in eine Seilbahn einzusteigen, kann auf eine Busverbindung nicht ganz verzichtet werden. Doch soll es statt der 1000 Fahrten am Tag dann nur noch 150 Busfahrten geben.

Nach dem Betreibervertrag, den die Stadt und die Gartenschau-Verantwortlichen mit Doppelmayr geschlossen haben, wird der Fahrpreis für die Seilbahn im Eintrittspreis für die Ausstellung enthalten sein. Nach der Bundesgartenschau, die vom 15. April bis zum 16. Oktober 2011 geht, bis Betriebsende und Demontage der Bahn im Jahr 2014 soll der Fahrpreis acht Euro für Erwachsene und fünf Euro für Kinder betragen. Nach dem Abbau der Seilbahn, die Doppelmayr andernorts weiterverwenden will, sollen auch die fünf Platanen und ein Ahorn, die für den Bau der Talstation gefällt werden müssen, durch Neupflanzungen ersetzt werden.

Quelle: Kölner Stadtanzeiger

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